Berühmte Personen, die keinen Alkohol trinken: Mimi Fiedler

Viele kennen und lieben sie als das Gesicht vom «Tatort»: Mimi Fiedler, die deutsche Schauspielerin mit kroatischen Wurzeln. Doch ihr filmisches Schaffen geht weit darüber hinaus, hat sie doch bereits in rund siebzig Filmen und Serien mitgewirkt. Neben der Schauspielerei ist sie auch Schriftstellerin, Rocksängerin und Innendekorateurin. Den härtesten Kampf ihres Lebens führte sie jedoch nicht beruflich, sondern gegen ihre Alkoholsucht – mit Erfolg: Seit 2018 ist sie trocken.

Mimi Fiedler wurde am 11. September 1975 als Miranda Čondić-Kadmenović im kroatischen Split geboren. Im Alter von zwei Jahren zog sie mit ihren Eltern nach Deutschland, wo sie in der Nähe von Darmstadt aufwuchs. Zu ihren Eltern hat Mimi Fiedler bis heute ein gutes Verhältnis, wie sie in einem Interview erzählte:

«Ich habe ein grossartiges Elternhaus, meine Eltern sind meine besten Freunde.» Dennoch hat ein traumatisches Ereignis ihre Kindheit entscheidend geprägt. Im Alter von sieben Jahren wurde sie mehrmals sexuell missbraucht. Das hinterliess einen «diffusen Schmerz» in ihrer Seele, den die Schauspielerin für ihre spätere Alkoholsucht verantwortlich macht. Inzwischen hat sie dem Täter verziehen. «Das hat mich und meine Familie vor Bitterkeit geschützt», sagt sie heute.

Mimi Fiedler besuchte an ihrem Wohnort die Schule und machte die Matura. Im Jahr 1992 begann sie ein Studium der Literaturwissenschaft, das sie jedoch abbrach. Der Grund dafür war ihre Leidenschaft für die Schauspielerei, ein Berufswunsch, den sie seit ihrer Primarschulzeit hegte. Im Jahr 1996 begann sie an einem Laientheater in Frankfurt am Main aufzutreten.

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Eine ihrer ersten Rollen war Maria in «West Side Story». Im Jahr 1998 schnupperte Mimi Fiedler zum ersten Mal Filmluft mit einem Auftritt im Kurzfilm «Zita Geschichten über Todsünden». Dieser wurde beim Internationalen Filmfestival des Jungen einer Zeit, Films in Turin mit dem Spezialpreis der Jury ausgezeichnet.

Eine erfolgreiche und beliebte Schauspielerin

Für die Filmkarriere zog Mimi Fiedler nach Berlin. Nach ihrem Filmdebüt erhielt sie noch im selben Jahr zwei weitere Rollen. Ihr Talent und ihre Schönheit – die ihr einige Engagements als Model einbrachte – machten sie beim Publikum rasch beliebt. Der Durchbruch gelang ihr 2001 mit der Rolle der Julia in der ARD-Serie «In aller Freundschaft». Im selben Jahr hatte sie ihren ersten «Tatort»-Auftritt in der Folge «Mördergrube». Inzwischen hat Mimi Fiedler in rund 70 Produktionen mitgewirkt, darunter in den Fernsehserien «Alarm für Cobra 11 – die Autobahnpolizei», «Alles ausser Sex», «Die Rosenheim-Cops», «Unter uns» und «Nachtschwestern». Ebenso spielte Mimi Fiedler in der Literaturverfilmung «Mordsfreunde – ein Taunuskrimi» und in der Fernsehsendung «Comedy Märchenstunde» mit.

Am bekanntesten wurde sie aber durch ihre Rolle als Kriminaltechnikerin Nika Banovic im Stuttgarter «Tatort», für den sie von 2008 bis 2018 regelmässig vor der Kamera stand.

Seither ist die Schauspielerin ein Gesicht, das aus dem deutschen Fernsehen nicht mehr wegzudenken ist. Über das Casting für ihre Rolle in «Nachtschwestern» sagte sie einmal:

«Ich wusste nach der ersten Minute: Das ist zu 100 Prozent meine Rolle, und sie werden niemanden finden, der das besser macht als ich.» Inzwischen sieht sie die Schauspielerei aber auch kritisch. Gerade für Frauen sei das Business ein hartes Pflaster, man sei ständig Bewertungen ausgesetzt und werde manchmal wie eine Ware behandelt. Mimi Fiedlers Fazit klingt ernüchternd und überraschend für eine Frau, die so viele Rollen ergattert und mit Bravour gemeistert hat: «Wenn ich die Zeit zurückdrehen könnte, würde ich diesen Beruf nicht mehr ausüben.»

Patchworkfamilie mit Happy End

Mehrmals änderte Mimi Fiedler ihren Namen. Als junge Schauspielerin am Theater nahm sie den Nachnamen ihres Urgrossvaters, Toma, an, weil er sich im Deutschen leichter aussprechen liess als ihr Geburtsname Čondić-Kadmenović. Im Jahr 2000 heiratete sie und nahm den Namen ihres Mannes Leonhardt an. Bereits zwei Jahre später scheiterte die Ehe allerdings. Von 2003 bis 2010 lebte Mimi Fiedler mit ihrem Schauspielkollegen Mišel Matičević zusammen. Es kam zur Verlobung, aber nicht zur Heirat. In dieser Zeit nahm die Schauspielerin den Namen Fiedler als Künstlernamen an, den sie seither beibehielt.

Ihr Privatleben blieb noch eine Weile bewegt. Nach der Trennung von Mišel Matičević war sie drei Jahre lang mit ihrem Schauspielkollegen Bernhard Bettermann liiert. Im Jahr 2016 verlobten sich die beiden, trennten sich aber bereits ein Jahr später. Seit 2017 lebt Mimi Fiedler mit dem TV-Produzenten und Sportfunktionär Otto Steiner zusammen. Im Januar 2019 heirateten die beiden. In dieser Verbindung scheint Mimi Fiedler endlich ihr Glück gefunden zu haben.

«Ich habe einen Prinzen gesucht und den König bekommen», sagt sie über ihren Mann. In einer Zeit, in der Beziehungen rasch zerbrechen, sei sie «froh, dass mir die Gnade der grossen Liebe noch einmal widerfahren ist.»

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Mimi Fiedler lebt in einer Patchworkfamilie. Aus ihrer ersten Ehe hat die Schauspielerin eine leibliche Tochter, Ava Leonhardt. Die Geburt sei sehr schwer gewesen, aber auch «das schönste Gefühl», das sie je erlebt habe. Neben ihrer leiblichen Tochter hat Mimi Fiedler noch eine Ziehtochter: Ana.

Die 31-Jährige ist das jüngste Kind ihrer Tante aus Kroatien, die zum Studium nach Deutschland kam. Otto Steiner brachte seinerseits vier Kinder mit in die Ehe. Eines davon hat 2021 selbst Nachwuchs bekommen. «Unser erstes Enkelkind ist gelandet und schlägt ein neues Kapitel für unsere Patchworkfamilie auf», freute sich Mimi Fiedler bei der Geburt des Kindes. Damit ist sie mit nur 45 Jahren Grossmutter geworden – in einem Alter, in dem sie selbst noch einmal Mutter werden könnte.

Multitalent und Charakterfrau

Mimi Fiedler auf ihre Tätigkeit als Schauspielerin zu reduzieren, würde zu kurz greifen. Die als äusserst kreativ bekannte Frau war auch schon als Sängerin, Moderatorin, Modejournalistin und Schriftstellerin aktiv. Vier Bücher hat sie bereits veröffentlicht. Was weniger bekannt ist: Fiedler ist auch Innendekorateurin. «Das ist eine meiner grössten Leidenschaften – nur in der Öffentlichkeit weiss man das von mir noch gar nicht», sagte sie kürzlich. Ausserdem fotografiert Mimi Fiedler gerne. Ab und zu steht sie auch als Gastsängerin bei verschiedenen Rockbands auf der Bühne. Privat engagiert sich Mimi Fiedler für den Tierschutz. Sie ist Patin des Tierschutzvereins

«Tierhilfe Fuerteventura», der sich für den Schutz von Hunden und Katzen auf der spanischen Insel einsetzt. Die Energie für ihre vielfältigen Aktivitäten schöpft die heute 47-Jährige nicht zuletzt aus ihrer aktuellen Lebenssituation. Diese fasst sie so zusammen: «Mir ging es seelisch und emotional noch nie so gut wie heute. Ich fühle mich angekommen.»

Mimi Fiedler hat bereits in mehreren Interviews und Talkshows über ihre Persönlichkeit gesprochen. Mit einer Mischung aus Ehrlichkeit und Selbstironie beschreibt sie ihre Eigenschaften, die so vielseitig zu sein scheinen wie Mimi Fiedlers Tätigkeiten. So hat sie, obwohl sie in «Nachtschwestern» eine Stationsleiterin im Krankenhaus spielt, grosse Probleme damit, Blut zu sehen. «Ich hätte nie Ärztin oder Krankenschwester werden können. Ich kann nicht einmal Kunstblut sehen.» Der Anblick schwer verletzter Patientinnen und Patienten sei nichts für sie. Sich selbst bezeichnet sie dagegen als Patientin, die viel aushält. So oft sie für ihre Aktivitäten unterwegs ist, so gerne hat Mimi Fiedler auch ihre Ruhe. «Ich mag keine grossen Menschenansammlungen, bin nicht gerne auf Events oder auf dem roten Teppich, sondern lieber mit meiner Familie zusammen oder mit meinem Hund im Wald unterwegs. Dort habe ich meine Ruhe und kann meinen Akku aufladen. Mein Rückzugsraum ist mir sehr wichtig.» Ihre Freiheit sei für sie ebenso zentral wie Gerechtigkeit, Loyalität, Freundlichkeit, Mitgefühl und Zivilcourage.

Ausserdem bezeichnet sich Mimi Fiedler als leidenschaftliche Hausfrau. «Putzen, Kochen und Backen ist für mich wie Yoga.» Sie mag es, wenn alles ordentlich und sauber ist. Mimi Fiedler hat ihren Lebensstil gefunden. «Ich bin morgens topfit, also das Gegenteil eines Morgenmuffels. Zwischen sechs und neun Uhr fühle ich mich am leistungsstärksten. Ich führe seit einiger Zeit ein recht gesundes Leben: Den Alkohol habe ich aufgegeben, ich rauche nicht mehr und meditiere jeden Tag zweimal zwanzig Minuten», fasst sie ihre Haltung zusammen. Auf das Älterwerden angesprochen, zeigt sie ein leichtes Bedauern über die Vergänglichkeit der körperlichen Schönheit. Sie sieht dafür die Vorteile einer gefestigten Persönlichkeit, die man im Alter gewinne. Früher habe sie mit ihrem Aussehen gehadert, heute möge sie ihren Körper so, wie er sei. Und: «Ich bin viel schlauer als früher und es ist mir mittlerweile völlig Wurst, wer mich mag und wer nicht. Ich bin erwachsen geworden und dennoch irgendwie Kind geblieben.»

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Über ihren Glauben und ihre politischen Ansichten hingegen spricht Mimi Fiedler in ihren Interviews und Talks nicht. Dass Gott für sie existiert, ist klar. So schrieb sie etwa in ihrer Mitteilung zur Geburt ihres Enkelkindes: «Ich bin dem lieben Gott dankbar, dass du gesund und munter bist.» Vor ein paar Jahren veröffentlichte die gebürtige Kroatin auf Instagram eine Liebeserklärung an ihren Mann. Der Beitrag zeigte das Bild eines älteren Paares, das händchenhaltend durch die Strassen schlendert, und verwies dabei auf das «Hohelied der Liebe» in der Bibel und das 13. Kapitel des ersten Korintherbriefs.

Erfolgreicher Kampf gegen die Alkoholsucht

Mimi Fiedler blickt auf viele Jahre der Alkoholabhängigkeit zurück. Mit 14 Jahren begann sie nach eigenen Angaben, Alkohol zu trinken. Dreissig Jahre lang war Fiedler akut alkoholkrank. 2010 verlor sie ihren Führerschein wegen Trunkenheit am Steuer. Vor ihren jeweiligen Partnern verheimlichte sie ihre Alkoholsucht, indem sie zum Beispiel nur nachts trank. «Meine Affäre war ‹Ally Cohol›. Im ersten Augenblick super verführerisch, toll, sexy und berauschend. Im wahrsten Sinne des Wortes. Und dann hatte sie mich im Nullkommanichts im Griff. Bis ich aufgesaugt war. Meine Energie, mein Wesen, einfach alles von mir.» In den langen Jahren ihrer Sucht gab es nur eine Zeit, in der Mimi Fiedler ganz auf Alkohol verzichtete: als sie mit ihrer Tochter Ava schwanger war. Doch gleich nach der Geburt des Mädchens begann sie wieder zu trinken. Zu tief steckte sie noch in ihrer Abhängigkeit, die sie zu der bitteren Erkenntnis brachte: «Sucht ist stärker als Liebe.»

Dies betrifft jedoch nicht ihre Bemühungen, ihrer Tochter eine gute Mutter zu sein. Diese hat zwar mit einer süchtigen Mutter gelebt, aber auch mit einer, die immer wieder aufgestanden ist und alles getan hat, um trocken zu werden. Mimi Fiedler hat ihrer Tochter von Anfang an offen und ehrlich von ihrer Sucht erzählt: «Ich habe ihr gesagt, dass ich sehr krank bin und beschrieben, was diese Krankheit mit mir macht, dass ich aber alles versuchen werde, um wieder gesund zu werden.» Das habe ihre Mutter-Tochter-Beziehung «stark und unkaputtbar» gemacht. Mimi Fiedler ging zu den Anonymen Alkoholikern. Nach mehreren Anläufen besiegte sie ihre Sucht. Seit August 2018 hat sie nie wieder einen Tropfen Alkohol angerührt.

Quelle: Blaues Kreuz 4/2023

Bildquelle: de.wikipedia.org