Berühmte Personen, die keinen Alkohol trinken: Jamie Lee Curtis

Mit nur 19 Jahren wurde sie als «Scream Queen» im Film «Halloween» berühmt. Jahrelang brillierte die amerikanische Schauspielerin in Horrorfilmen, bevor sie auch in Actionfilmen, Komödien und Dramen mitwirkte. Heute ist die 64-Jährige so dynamisch und kreativ wie eh und je. Was vielleicht auch daran liegt, dass sie seit fast einem Vierteljahrhundert keinen Alkohol mehr trinkt.

Jamie Lee Curtis wurde am 22. November 1958 als Tochter des berühmten Schauspielpaares Janet Leigh und Tony Curtis in Los Angeles geboren. Ihre Eltern liessen sich scheiden, als sie gerade mal drei Jahre alt war. Das Mädchen zog mit ihrer Mutter nach New York. Jamie Lee litt unter der fehlenden Bindung zu ihrem Vater. «Er war nicht daran interessiert, ein Vater zu sein. Mein Verhältnis zu ihm war eher das eines Fans als das einer Tochter.» Die Mutter engagierte sich sehr für ihre eigene Karriere und versuchte gleichzeitig, für ihre Kinder da zu sein. Das führte dazu, dass sie oft überarbeitet war.

Nach ihrem Schulabschluss schrieb sich Jamie Lee Curtis an der University Of The Pacific für ein Schauspielstudium ein, brach dieses aber nach nur zwei Monaten ab: Sie wollte ihren eigenen Weg in der Filmbrache gehen, unabhängig von ihren Eltern. Das Kind zweier Stars zu sein, empfand Jamie Lee Curtis als nicht einfach. «Berühmte Eltern zu haben, folgt einem wie der Geruch eines Furzes: Die anderen kriegen ihn in die Nase und machen ein grosses Tamtam. Nicht man selbst. Als Teenager wird man ständig von den anderen daran erinnert, dass man nichts Besonderes ist, nur weil man berühmte Eltern hat.»

Jamie Lee Curtis ging nach Hollywood und bekam nach einigen Bemühungen Rollen in Fernsehserien, darunter in «Drei Engel für Charlie». Im Jahr 1978 ergatterte sie die Rolle der Laurie Strode im Horrorfilm «Halloween» – und wurde über Nacht zum Filmstar. «Ohne Laurie Strode hätte ich heute keine Karriere und keine Familie. Alles, was ich im Leben liebe, verdanke ich dieser Rolle. Das Schicksal hat es gut mit mir gemeint», sagte Jamie Lee Curtis einmal in einem Interview. Inzwischen sind fünf Folgen der Filmreihe «Halloween» erschienen, die letzte im Jahr 2022.

Mehr als «Halloween» …

Nach ihrem Filmdebüt erhielt Jamie Lee Curtis weitere Rollen in Horrorfilmen, zum Beispiel in «Fog – Nebel des Grauens» oder «Prom Night – Die Nacht des Schlächters». In einigen dieser Filme spielte sie wieder die Rolle der Scream Queen, also der verfolgten Heldin, die mit ihren Schreckensschreien für Gruselmomente sorgt.

Anfang der 1980er Jahre wandte sich die Schauspielerin vorübergehend vom Horrorgenre ab. Bald zeigte sie ihr grosses Talent, in unterschiedlichen Kontexten in verschiedenste Rollen zu schlüpfen. Ihr erster Auftritt in einer Komödie – «Die Glücksritter» an der Seite von Eddie Murphy – brachte ihr 1984 den British Film Academy Award ein. Bis heute hat Jamie Lee Curtis in mehr als sechzig Filmen und Serien mitgewirkt. Zu ihren beliebtesten Filmproduktionen zählen «Ein Fisch namens Wanda», «Alles ausser Liebe», «Der Schneider von Panama» und «True Lies – Wahre Lügen». In Letzterem verkörpert Jamie Lee Curtis die Ehefrau von Arnold Schwarzenegger und wurde für ihre schauspielerische Leistung mit dem Golden Globe und dem American Comedy Award ausgezeichnet. Die Hauptrolle in der Fernsehserie «Anything But Love» brachte ihr einen weiteren Golden Globe und einen People’s Choice Award ein. 1989 erhielt Curtis den begehrten Stern auf dem Walk of Fame in Hollywood und erst kürzlich wurde sie für ihre Rolle in «Everything Everywhere All at Once» mit einem Oscar ausgezeichnet.

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Nicht nur mit ihrer schauspielerischen Leistung, sondern auch mit ihrem Aussehen eroberte Jamie Lee Curtis die Herzen des Publikums. Einige Jahre lang wurde sie «The Body» genannt. Doch sie lässt sich nicht gerne nach ihrem Äusseren beurteilen. «Meine grössten Rollen hatten mit meiner Körperlichkeit, meinem Körper, meiner Sexualität zu tun», sagt sie. Deshalb hat sie sich ausserhalb der Berufswelt ein Umfeld geschaffen, in dem ihre inneren Werte mehr zählen als ihr Äusseres. In einem Interview sagte sie einmal: «In manchen Kreisen ist mein Caesar-Salat berühmter als mein Körper.»

Jamie Lee Curtis ist übrigens nicht nur Schauspielerin, sondern auch eine erfolgreiche Kinderbuchautorin. Bisher hat sie zusammen mit der Illustratorin Laura Cornell acht Bücher geschrieben, darunter auch das im Jahr 1996 erschienene «Tell Me Again About the Night I Was Born», in dem es um Zusammenhalt und den liebevollen Umgang in einer Familie geht. Über ihre Nebentätigkeit als Buchautorin sagt Jamie Lee Curtis: «Ich hatte eine schwierige Kindheit. Ich schreibe Kinderbücher nicht aus Langeweile, weil es gerade keine Filmangebote gibt. Ich möchte, dass es den Kindern besser geht, so wie ich es mir als Kind gewünscht hätte, mich besser zu fühlen.»

Familienglück und Wohltätigkeit

Die instabilen Verhältnisse, in denen Jamie Lee Curtis aufgewachsen war, wirkten sich auf ihr Beziehungsleben aus. So glaubte die Schauspielerin lange Zeit nicht wirklich an die Liebe. Das lag nicht nur an der gescheiterten Ehe ihrer Eltern. «Durch die dreizehn Scheidungen in meinem näheren familiären Umfeld habe ich oft mit der Vorstellung von wahrer Liebe gekämpft», sagte sie einmal. Doch schliesslich liess sie sich auf eine Beziehung ein. Diese hält bis heute: Im Jahr 1984 heiratete Jamie Lee Curtis den Schauspieler Christopher Guest. Das Paar ist seit über drei Jahrzehnten verheiratet eine Seltenheit in der Unterhaltungsindustrie – und unterstützt gemeinsam verschiedene philanthropische Projekte.

In den 1990er Jahren adoptierten die beiden zwei Kinder: Thomas und Annie Guest. Ersterer unterzog sich als junger Erwachsener einer Geschlechtsumwandlung und heisst jetzt Ruby. Die Kinder sind heute 36 und 25 Jahre alt. Während Annie Guest als Tanzlehrerin arbeitet und inzwischen verheiratet ist, entwickelt Ruby Computerspiele. Jamie Lee Curtis und ihr Mann halten ihre Kinder weitgehend aus der Öffentlichkeit heraus. Möglicherweise wollen sie nicht, dass die beiden auf ihre Rolle als Kinder berühmter Eltern reduziert werden, wie es die junge Jamie Lee Curtis selbst erlebt hat. Auch sonst war und ist die Adoptivmutter darauf bedacht, die Fehler ihrer Eltern nicht zu wiederholen. Obwohl sie, wie sie selbst sagt, trotz aller Bemühungen Teile ihrer eigenen Erziehung wiederholt hat, konnte sie ihren Kindern ein stabiles Zuhause und ein liebevolles Umfeld bieten.

Jamie Lee Curtis’ Engagement für Kinder geht jedoch über ihre Familie und ihren Beruf als Autorin hinaus. So setzt sich die Schauspielerin auch mit wohltätigem Engagement für die Jüngsten der Gesellschaft ein. Sie spendete bereits an mehrere Organisationen für Kinder in Not, darunter die «Children Affected by AIDS Foundation» oder das Kinderspital von Los Angeles. Aber auch Einrichtungen der Armenhilfe lässt Curtis immer wieder einiges an Geld zukommen. Im Jahr 2021 hat Jamie Lee Curtis zudem die Renovierung der Synagoge in der ungarischen Stadt Mátészalka mitfinanziert. In diesem Gotteshaus haben schon ihre Grosseltern gebetet. Spenden scheint für die Schauspielerin eine Herzensangelegenheit zu sein. Sie sagte einmal: «Ich weiss nicht, wofür Ruhm gut sein soll, wenn nicht dafür, sich auf wohltätige Aktivitäten zu konzentrieren.» Tatsächlich nutzt Jamie Lee Curtis ihren Status als Star immer wieder, um bei verschiedenen öffentlichen Auftritten Spendengelder zu sammeln.

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Stark, bescheiden, sozial

Jamie Lee Curtis hat nach eigenen Angaben eine bemerkenswerte Wandlung in ihrem Leben durchgemacht. Ihr junges Ich beschreibt sie als unsicher. «Ich wusste einfach nicht, wer ich war oder wer ich sein sollte. Ich habe alle möglichen Klamotten und Frisuren ausprobiert. Irgendwann hat Mama zu mir gesagt: ‹Sei einfach du selbst.›» Sie sei immer auf der Suche nach dem perfekten Look gewesen und habe sich nicht festlegen können: «Googeln Sie mich, wenn Sie wirklich schlechte Outfits und Frisuren sehen wollen …»

Ihr Weg zu Selbstliebe und Selbstakzeptanz war steinig und mit viel Nachdenken und Lernen verbunden. Doch schliesslich war Jamie Lee Curtis erfolgreich: «Heute akzeptiere ich voll und ganz, wer ich bin. Ich glaube, diese Befreiung zur Selbstakzeptanz, die mit dem Alter und der Erfahrung kommt, hat mich dazu befähigt.» Sie fühle sich freier denn je, sagt sie heute. Und veröffentlicht sogar unretuschierte Fotos von sich, auf denen sie nicht geschminkt ist. Curtis ist eine Verfechterin des Älterwerdens und spricht sich gegen Schönheitsoperationen und für die Akzeptanz des natürlichen Alterungsprozesses aus. Sie hat offen über ihre eigene Unsicherheit gesprochen und ist eine Inspiration für Menschen jeden Alters, sich selbst so zu akzeptieren, wie sie sind.

Kraft schöpft Jamie Lee Curtis, deren Vater aus einer jüdischen Familie stammt, in ihrem Glauben an Gott. Nicht zuletzt dieser Glaube hat es der Schauspielerin ermöglicht, sich vor rund 25 Jahren aus einer langjährigen Alkohol- und Tablettensucht zu befreien und seither trocken zu bleiben

«Für immer ein Junkie»?

Die Sucht begann, als sich Jamie Lee Curtis im Jahr 1989 einer Augenoperation unterzog. Von da an nahm sie täglich das Schmerzmittel Vicodin und trank zusätzlich Alkohol. Zehn Jahre lang hielt die Sucht sie in ihren Fängen, während Jamie Lee Curtis nach aussen hin gut funktionierte. Umso einsamer und isolierter fühlte sich die Schauspielerin oft. «Ich war süchtig und keiner wusste es. Ich war ja trotzdem grossartig. Ich habe viel gearbeitet und Preise gewonnen. Aber ich wusste, dass ich ein Problem hatte. Die Geheimnistuerei war wirklich das Schlimmste für mich. Das war mein Gefängnis.»

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Aus diesem Gefängnis befreite sie sich, nachdem sie in der Zeitschrift «Esquire» einen Artikel mit dem Titel «Mein Vicodin» gelesen hatte, in dem sie sich auf erschreckende Weise wiedererkannte. Ein Suchtkranker berichtet darin, dass er zwar nicht wisse, wo sich die Geburtsurkunden seiner Kinder oder seine AHV-Karte befänden, aber genau, wo er überall sein Vicodin versteckt habe. Es bedurfte jedoch einer Freundin von Jamie Lee Curtis, die sie bei einer Party mit den Tabletten erwischte und ihr ins Gesicht sagte, sie sehe «eine tote Frau». Da wusste Jamie Lee Curtis, dass sie sich ihrer Sucht stellen musste.

Sie machte eine Entziehungskur und schaffte den Ausstieg aus der Alkohol- und Tablettensucht. Dass auch nach 25 Jahren eine latente Rückfallgefahr besteht, ist ihr bis heute bewusst. «Und seitdem kämpfe ich gegen meine grösste Angst: dass meine Sucht zurückkommt. Es gibt nichts Grausameres als eine Sucht, weil sie nur eines will: dich umbringen. Das ist ihr einziges Ziel. Deshalb kämpfe ich jeden Tag, um sie von mir fernzuhalten.»

Ihren erfolgreichen Kampf gegen die Sucht bezeichnet Jamie Lee Curtis als ihren grössten Erfolg, der alle schauspielerischen Leistungen übertreffe. Wenn sie über ihre Sucht spricht, dann tut sie dies nicht zuletzt, um anderen Suchtkranken zu helfen, vor allem jenen, die im Filmbusiness tätig sind. «Wenn es eine Industrie gibt, die vom Drogen- und Alkoholproblem betroffen ist, dann sicherlich die Unterhaltungsindustrie. Aber es gibt eine Lösung, es gibt Programme. Das will ich aufzeigen, wenn ich öffentlich darüber spreche.» Damit hilft sie nicht nur den Menschen, die sie direkt anspricht. Mit ihrem Kampf gegen die Alkohol- und Tablettensucht ist Jamie Lee Curtis auch Vorbild und Inspiration für ihre Fangemeinde.

Quelle: Blaues Kreuz 6/2023