Prävention in Togo – starke Familien gemeinsam gegen Sucht!

Das Internationale Blaue Kreuz und das Blaue Kreuz Togo führen in Lomé ein Projekt zur Prävention von Alkohol- und Drogenkonsum durch. Im Rahmen des Projekts wurden 30 Frauen begleitet, die psychosoziale Unterstützung und Schulungen erhielten, was zu einer Verbesserung ihrer Lebensqualität und ihrer familiären Beziehungen führte.

Von Flavia Ganarin, Internationales Blaues Kreuz

Ein spezieller Projektfokus lag 2022 auf dem Thema «Leave No One Behind» – niemanden zurücklassen. Das Blaue Kreuz Togo wurde von den Dorfvorstehern von Batonou kontaktiert, einem kleinen Dorf an der Grenze zwischen Togo und Benin, das unter einem sehr hohen Alkoholkonsum seiner Einwohner leidet. Das Blaue Kreuz wurde angefragt, etwas gegen dieses Problem zu unternehmen. Im Dorf wurden 30 Frauen identifiziert, die besonders unter der Ausgrenzung, Stigmatisierung und Diskriminierung durch den Alkoholkonsum ihrer Männer oder anderer Familienmitglieder leiden.

Während eines Jahres wurden diese Frauen vom Blauen Kreuz begleitet, unter anderem durch Einzelberatungen, psychosoziale Unterstützung und Schulungen in Lebenskompetenzen, Selbstvertrauen und Selbstachtung. Die Teilnehmerinnen lernten auch, wie sie ein kleines Geschäft aufbauen können, um finanziell unabhängig zu werden, zum Beispiel mit der Herstellung von Palmöl oder dem Verkauf von Fisch und anderen Produkten. Das Blaue Kreuz Togo hat sich auch mit den Dorfvorstehern und den Männern getroffen, um über die Alkoholprobleme zu sprechen und Selbsthilfegruppen anzubieten. Auch religiöse Führungspersonen im Dorf und den Nachbarsdörfern wurden für das Thema sensibilisiert, vor allem dafür, wie wichtig es ist, das Thema ohne Stigmatisierung und Diskriminierung anzugehen. Teilgenommen haben Vertreter verschiedener christlicher Kirchen, Imame und auch Voodoo-Priester der lokalen Religion. Am Ende des Jahres bekam jede Frau ein Startkapital von umgerechnet 50 Franken, um in ihr eigenes Geschäft zu investieren.

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Die Evaluation dieses Pilotprojekts hat gezeigt, dass das Projekt erheblich zur Verbesserung der Lebensqualität von 80 Prozent der Begünstigten, ihrer familiären Beziehungen und auch ihrer Eingliederung in die Gemeinschaft beigetragen hat. Frau Sessou Kokoè, 46 Jahre alt und Mutter von zwei Kindern, erzählt:

«Mein Mann ist Alkoholiker, seit er aus Lomé ins Dorf zurückgekehrt ist. Seit gut fünf Jahren hat er Probleme mit seinem Sodabi- Konsum (ein Getränk aus Palmwein). Wenn er trinkt, hört er nie auf, sich mit Menschen zu streiten, und er arbeitet nicht mehr. Er behandelt mich schlecht und weigert sich, sich an den Haushaltskosten zu beteiligen. Wir haben immer gestritten. Die Sitzungen des Blauen Kreuzes haben mir die Augen geöffnet und mir ermöglicht, mich selbst besser kennen und schätzen zu lernen. Ich konnte meine Wut auf meinen Mann abbauen. Das hat es mir ermöglicht, mit ihm zu reden, ohne ihn zu verurteilen. Ich konnte ihm wieder meine Zuneigung zeigen, und er wurde sich seiner Sucht bewusst. Dies führte dazu, dass er den Entschluss fasste, sich nach und nach zu ändern und seinen Konsum zu reduzieren. Seine Beschimpfungen hörten auf. Dank dem Blauen Kreuz habe ich gelernt, geduldig zu sein und mit meinem alkoholabhängigen Mann effektiv zu kommunizieren. Auch dank der finanziellen Unterstützung bin ich nicht mehr so abhängig von ihm und kann nun mein eigenes Geld verdienen und selbst mehr zu den Haushaltskosten beitragen. Unsere Liebe ist wieder gewachsen. Vielen Dank!»

Das Internationale Blaue Kreuz dankt dem Blauen Kreuz Schweiz für die grosszügige Unterstützung dieses Projekts.

Quelle: Blaues Kreuz 3/2023

Frühere Berichte über dieses Projekt in «Blaues Kreuz» hier und hier.