«Blaues Kreuz»: Was ist dir von deinem ersten Arbeitstag bei uns in Erinnerung geblieben?
Lara Gyger: Auf meinem Arbeitstisch stand eine Vase mit einer Blume von meiner Lehrbetreuerin Monika Brunner. Wir assen mit dem ganzen Team im Restaurant «Ambiente» zu Mittag. So lernte ich die Teammitglieder kennen. Mir fiel das familiäre Arbeitsklima auf und dass sich alle duzten. Ich hatte eine strengere Atmosphäre erwartet und war positiv überrascht. Mir gefiel auch das heimelige Knarren der Böden. (lacht)
Du hast Schnuppertage in den Bereichen Tierpflege, Kinderbetreuung und Arztassistenz gemacht. Warum hast du dich schliesslich beim Blauen Kreuz beworben?
Eigentlich wollte ich Medizinische Praxisassistentin werden, aber dafür war ich damals noch zu jung. Da ich keine Lehrstelle fand, entschied ich mich für ein zehntes Schuljahr. Dann kam ich zum Schluss, dass eine kaufmännische Lehre eine gute Basis für andere Berufe sein würde. Da ich gerne mit Menschen zu tun habe, suchte ich keine klassische Bürostelle, also keinen Produktionsbetrieb, sondern bewarb mich beim Blauen Kreuz. Ich hatte dann zwei Angebote zur Auswahl und entschied mich wegen der familiären Atmosphäre für das Blaue Kreuz.
Wo arbeiten deine Lehrlingskolleginnen und -kollegen?
Viele arbeiten bei grossen Firmen wie zum Beispiel Galenica, Sun Chemical, Gewa oder auch beim Bund.
Hättest du gerne woanders gearbeitet?
Nein! Hier gefällt es mir bestens.
Was machen deine Eltern beruflich?
Meine Mutter arbeitet als Kinderbetreuerin in einer Tagesschule, mein Vater als Wirtschaftsinformatiker beim Bund.
Was gefällt dir am Blauen Kreuz?
Mir gefällt, dass ich im Team gut aufgehoben bin. Ich kann alle direkt ansprechen und fühle mich nicht ausgeschlossen. Die Arbeit ist abwechslungsreich, ich habe Einblick in alle Bereiche bekommen. Von der eigentlichen Suchtarbeit bekomme ich wenig mit. Bevor ich die Stelle angetreten habe, war ich etwas verunsichert, was das Christliche angeht. Ich bin zwar konfirmiert, gehe aber nicht in den Gottesdienst. Ich dachte, dass das Christliche bei der Arbeit sehr präsent sein könnte, zum Beispiel in Form von strengen Kleidervorschriften oder gemeinsamen Gebeten. Das hat sich aber nicht bestätigt. Die Andachten von Didier Rochat haben mich sogar angesprochen. Ich finde das Team wirklich toll.
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Was hat dich bei uns überrascht?
Die vielen personellen Veränderungen auf der Geschäftsstelle.
Was gefällt dir am besten?
Die grosse Selbständigkeit bei meiner Arbeit. Ich bekomme Aufgaben und finde dann selbst die Lösung.
Was gefällt dir am wenigsten?
In der Schule ist mein Klassenlehrer oft nicht da. Er gibt uns Aufgaben und verlässt dann stundenlang das Klassenzimmer, ohne dass wir ihn erreichen können. Wir haben uns beschwert, aber er kann sich das offenbar leisten, denn er leitet die Wirtschaftsabteilung. Zum Glück habe ich noch andere Lehrer, zum Beispiel in Französisch. Hier lerne ich viel. Ich hatte Defizite in Französisch, weil in der Grundschule ein schlechtes Lehrmittel benutzt wurde, das «Mille feuilles» hiess. Mein Lieblingsfach war die Informatik. Ich habe gelernt, mit Computerprogrammen umzugehen, die ich bei der Arbeit benutze.
Wo siehst du dich in 15 Jahren?
Ich mache mir nicht allzu viele Gedanken über meine Zukunft. Beruflich möchte ich mich weiterbilden, zum Beispiel in Richtung Logistik, oder an einer Fachhochschule studieren, vielleicht Wirtschaftsinformatik. Falls ich im Büro arbeiten werde, möchte ich das auf jeden Fall in einer sozialen Organisation tun. Privat möchte ich von zu Hause ausziehen, eine Familie gründen und Kinder haben. Und ich wünsche mir einen Hund! (lacht)
Woran wirst du dich in 50 Jahren aus deiner Lehrzeit vermutlich am meisten erinnern?
Sicher an das Team. Ich habe hier viel gelernt und mich persönlich weiterentwickelt. Ich bin kontaktfreudiger geworden. Am Anfang ging ich nicht gerne ans Telefon, ich war still und schüchtern.
Was denkst du, wird dir in deinem späteren Berufsleben am meisten von deiner Ausbildung bei uns nützen?
Ich habe gelernt, mich zu organisieren und Prioritäten zu setzen. Ich führe jetzt Checklisten und ordne meine Aufgaben nach Wichtigkeit. Ausserdem habe ich gelernt, mich durchzusetzen. Ich kann jetzt Nein sagen und auch einmal eine Aufgabe ablehnen, wenn ich zu wenig Zeit habe.
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Welche deiner Charaktereigenschaften sind deiner Meinung nach besonders hilfreich für deinen beruflichen Erfolg?
Meine Hilfsbereitschaft, meine Zuverlässigkeit und eine gewisse innere Ruhe.
Möchtest du deinen Kolleginnen und Kollegen noch etwas Persönliches sagen?
Ich danke ihnen, dass sie mich gut unterstützt haben, immer für mich da waren und dass ich viel von ihnen lernen konnte!
Quelle: Blaues Kreuz 3/2024